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Geschichte des Wing Tsun
Wing Chun
(chinesisch 詠春 / 咏春, Ode an den Frühling‘) ist ein vermutlich im frühen neunzehnten Jahrhundert entstandener (süd-) chinesischer Kung-Fu-Stil.
Der Name der Kampfkunst stammt aus dem Kantonesischen, deswegen gibt es keine eindeutige Romanisierung des Begriffes. Aus markenrechtlichen Gründen und um sich von anderen Schulen und Verbänden abzugrenzen, sind zahlreiche Schreibweisen gebräuchlich, so z. B. Wing Tsun (W.T.), Wyng Tjun, Ving Tsun (V.T.), Wing Tzun, Wing Chung, Wing Shun, Wing Tsung, Wing Tsjun, Wing Tjuen, Ving Chun (VC), Wing Do, Dynamic Ving Tshun (DVT), Wing Zun.
Entstehung von Wing Chun
Zur Entstehungsgeschichte des Wing Chun existieren verschiedene Überlieferungen. Inwieweit diese den Tatsachen entsprechen, kann aufgrund fehlender wissenschaftlicher Belege nicht mehr überprüft werden. Es wurde über Hunderte von Jahren entwickelt und soll seine Wurzeln im berühmten Shaolin-Kloster haben. Dabei wird von einem südlichen Shaolin-Kloster berichtet, das im Gegensatz zum nördlichen Shaolin-Kloster heute nicht mehr existiert.
Eine andere Version besagt, dass sich einige sehr gute Kämpfer im alten China in einem Kloster in der „Halle des immerwährenden Frühlings“ (永春堂, Yǒngchūn Táng) trafen und dort zusammen diesen Stil entwickelten.
Unumstritten ist jedoch, dass sich alle Wing-Chun-Stile in irgendeiner Form auf die rote Dschunke (红船, hóng chuán), eine Operntruppe, beziehen. So lernten viele historisch nachweisbare Personen, die in der Entwicklung des Wing Chun eine Rolle spielten wie zum Beispiel Leung Jan (梁赞, Liáng Zàn), von Schauspielern der Roten Dschunke.
Die frühesten schriftlichen Aufzeichnungen datieren aus dem Jahr 1854, belegt durch Schriftforschungen des Foshan-Museums und der Chin Woo Athletics Association of Foshan.
Die in Deutschland häufig anzutreffende Angabe, Wing Chun sei etwa 300 Jahre alt, ist in der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts in Hongkong entstanden.
Legende von der Shaolin-Nonne und ihrer Schülerin Yim Wing Chun
Gemäß mündlicher Überlieferung waren während der Qing-Dynastie (1644–1911) die Shaolinmönche aufgrund ihrer Kampfkunst derart berühmt, dass sich der damalige Kaiser Kangxi Sorgen um seinen Einfluss machte und beschloss, die Mönche zu töten und das (südliche) Shaolinkloster zu vernichten. Dies misslang, da die Mönche starken Widerstand leisteten. Der Beamte Chan Man Wai wollte sich einen Namen verschaffen und schmiedete einen Plan, für den er sich u. a. mit Ma Ning Yee verschwor, welcher das Kloster von innen heraus in Brand setzte. Dabei kamen die meisten Klosterbewohner ums Leben. Die buddhistische Meisterin Ng Mui (吳梅, Wú Méi), der Abt des Klosters Meister Chi Sin (至善禅师, Zhì Shàn chánshī) mit den meisten Schülern, Meister Pak Mei (白眉道人, Bái Méi dàorén), Meister Fung To Tak (冯道德, Féng Dàodé) und Meister Miu Hin (苗显, Miáoxiǎn) konnten entkommen. Sie waren die Führer der fünf Shaolin-Stile und wurden die „Fünf Älteren“ genannt.
Die Authentizität dieser Überlieferung ist umstritten. Kangxi war eher ein Unterstützer zumindest des nördlichen Shaolinklosters, wie eine über dessen Eingang angebrachte Kalligrafie noch heute belegt.
Nach der Zerstörung des Klosters trennten sich die Überlebenden, um der Mandschu-Regierung leichter zu entkommen. Meister Chi Sim nahm eine Tarnidentität als Koch auf einer „Roten Dschunke“ an. So wurden Transportschiffe einer Operntruppe bezeichnet, die üblicherweise mit roter Farbe gestrichen und bunten Fahnen geschmückt waren. Die Nonne Ng Mui dagegen ließ sich im Weißer-Kranich-Tempel (白鹤观, Báihè Guān) am Tai-Leung-Berg (大凉山, Dàliáng Shān) nieder, wo sie sich der Kampfkunst und dem Chan widmen konnte.
Am Marktplatz eines nahen Dorfes lernte Ng Mui ein junges Mädchen namens Yim Wing Chun (严咏春, Yán Yǒngchūn) und deren Vater Yim Yee kennen, welche dort Tofu verkauften. Die beiden waren aus ihrer Heimat in der Provinz Guangdong geflüchtet, da Yim Yee in eine Gerichtssache verwickelt war (man sagt, unschuldig), die ihn das Leben hätte kosten können. Als Schüler des Shaolin-Klosters hatte er einige Kampftechniken erlernt und sorgte in seiner Gegend für Gerechtigkeit. Die resultierenden Schwierigkeiten zwangen ihn, seine Heimat zu verlassen und sich am Tai-Leung-Berg niederzulassen. Der Legende nach hat die Kampfkunst dem Mädchen Yim Wing Chun seinen Namen zu verdanken.
Die heranwachsende Yim Wing Chun zog den im Ort als einen notorischen Schläger bekannten Wong derart an, dass er um ihre Hand anhielt. Doch sie war schon als kleines Kind Leung Bok Chau (梁博俦, Liáng Bóchóu), einem Salzkaufmann aus Fujian, versprochen worden. Wong schickte einen Boten, setzte Yim Wing Chun eine Frist und drohte, Gewalt anzuwenden, falls sie sich ihm verweigerte. Vater und Tochter lebten von nun an in großer Sorge, da niemand im Dorf Wong, dem Kampfkünstler und Mitglied einer Geheimgesellschaft, gewachsen war.
Ng Mui erkannte als regelmäßige Kundin Yim Yees, dass die beiden von Sorgen gequält wurden. Schließlich erzählte Yim Yee von Wong. Ng Mui beschloss, Yim Wing Chun zu helfen, wollte den Bösewicht aber nicht selbst bestrafen, da sie ihre Tarnidentität nicht aufgeben wollte und ein Kampf zwischen ihr, der Meisterin aus dem Shaolin-Kloster, und einem Dorfschläger unfair und ruhmlos gewesen wäre. Deshalb brachte sie Yim Wing Chun ihre neue Kampfkunst bei. Nach nur drei Jahren Privatunterricht hatte diese das neue Kampfsystem gemeistert. Ng Mui schickte sie nach der Ausbildung im Weißer-Kranich-Tempel zurück zu ihrem Vater. Sofort wurde Yim Wing Chun wieder von Wong bedrängt, doch dieses Mal forderte sie ihn zum Kampf auf. Der Rowdy war sich seines Sieges sicher, sollte sich aber getäuscht haben, denn Yim Wing Chun schlug ihn zu Boden.
Nachdem Yim Wing Chun den Schläger besiegt hatte, setzte sie ihr Training fort. Als Ng Mui beschloss, weiterzureisen, ermahnte sie Yim Wing Chun, einen würdigen Nachfolger zu finden und nur die richtigen Schüler zu unterweisen. Diese Mahnung wurde auch von den folgenden Generationen befolgt.
Die Geschichte der Yim Wing Chun wurde 1994 mit Michelle Yeoh (Wing Chun) und 2010 mit Bai Jing (Kung Fu Wing Chun), die eine Schülerin von Yip Mans ältestem Sohn Ip Chun war, verfilmt.
Die bekanntesten Wing Chun-Stilrichtungen sind:
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Ip-Man-Stil
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Yuen-Kay-Shan-Stil
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Pan-Nam-Stil
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Yiu-Choi-/Yiu-Kay-Stil
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Pao-Fa-Lien-Stil
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Yuen-Chai-Wan-Stil (Nguyen Te-Cong)
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Yip-Kin-Stil
Als Unter-Stil des Yip-Man-Stil ist, aufgrund seiner weltweiten Verbreitung, das Wing Tsun (Leung Ting Stil) zu nennen. Leung Ting, der nach eigenen Angaben auch die überprüften Ergebnisse seiner eigenen und der Kampferfahrungen, die seine Schüler und andere Wing Chun-Kämpfer bei Kung Fu Wettbewerben erzielten nutzte, um diese Methoden später zum neuen, weltweit gültigen Unterrichtssystem der I.W.T.MA.A (heutige IWTA) zusammenzufassen wählte, um diesen deutlichen inhaltlichen Unterschied gegenüber dem Yip-Man-Stil kenntlich zu machen, die Schreibweise „Wing Tsun“ (heute WingTsun).
Des Weiteren gibt es noch weitere Unter- oder Hybridstile dieser Stilrichtungen. Die umfangreichsten Dokumentation liegen derzeit zum Yip-Man-Stil und dem Pan-Nam-Stil vor.
Yip Man
Großmeister der (süd-)chinesischen Kampfkunst Wing Chun
Yip Man (* 1. Oktober 1893 in Foshan, China; † 2. Dezember 1972 in Hongkong)
wurde posthum als „Großmeister“ der südchinesischen Kampfkunst Wing Chun geehrt. Auf seine Lehre berufen sich heute viele Varianten dieser Kampfkunst. Yip Man selbst verzichtete auf Titel wie „Meister“ oder „Großmeister“.